Erster Mai in Frankreich : Ursprünge und Traditionen

In Frankreich ist der Tag der Arbeit (La Fête du Travail) verpflichtend frei von Arbeit und bezahlt. Jede Arbeit, die am ersten Mai wird, doppelt bezahlt. Zwar wird der Tag oft mit dem Vichy Régime und Philippe Pétain assoziiert, doch hat er seinen Ursprung auf anderen Kontinenten und birgt eine lange Geschichte.

1. Mai: australische und amerikanische Ursprünge

Weltweit hält man die Franzosen oft für die Könige des Streiks und des Protests. Es ist daher logisch anzunehmen, dass der Tag einen französischen Ursprung hat. Die Realität ist aber komplexer! Es sind die Australier, denen wir diesen berühmten Tag schulden. 1856 entschieden sich die Arbeiter zum Streik aufzurufen, um einen 8-Stunden-Arbeitstag zu bekommen. Davon haben die Amerikaner Wind bekommend, die am 1 Mai 1886 nachzogen. Ein symbolisches Datum, welches auf den ersten Tag des Geschäftsjahres fällt. Das Erreichen des Ziels war schwieriger: Es gab nach 4 Tagen des Protests, einigen Verwundete und Tote zu beklagen. Im Gedenken an die vielen Toten ist der 1. Mai seitdem der internationale Tag der Arbeiter.

Erster Mai in Frankreich

Es dauerte bis 1889 bis der Tag nach Frankreich kam. Der 1. Mai wurde das erste Mal 1890 in Frankreich gefeiert. Die Arbeiter versammelten sich, um den 8 Stunden Tag zu fordern. Sie trugen ein rotes Dreieck im Knopfloch. Seine drei Seiten repräsentierten die Teilung der Arbeit zwischen Arbeit, Freizeit und Schlaf. Im Jahr 1891 wurde er wieder aufgenommen, aber es kam zu einer Tragödie mit mehreren Toten.
Der erste Mai wurde zu einem Tag des Protests in Frankreich. Dieses Datum erinnert auch an einige gewaltvolle Ereignisse der Vergangenheit wie die „Fourmies“ Aufstände 1891 oder in Paris 1906.
Die Regierung unter Georges Clémenceau schuf das Ministerium fuer Arbeit im Oktober 1906, um den Arbeitern eine Anlaufstelle zu geben. Kurz vor dem 1. Mai 1919 wurde die Arbeitszeit auf 8 Stunden pro Tag begrenzt.

1941 benannte Marschall Pétain den Tag der Arbeit (La Fête des Travailleurs) um. Ab sofort hieß er „La Fête du Travail et de la Concorde sociale“.  Seit 1947 ist er frei und bezahlt. Am 26 April 1946 hat die Regierung den Feiertag als freien Tag bestätigt. Heute ist er kein Tag des Streiks mehr. Es setzt dem Vichy Régime ausserdem den Schlussstrich, indem er den Arbeitern gewidmet wird. 1948 wurde er zum Feiertag und frei von Arbeit.

Das Maiglöckchen: Das Symbol dieser Tradition

Während des Arbeiteraufstands am ersten Mai 1890 trugen die Arbeiter ein rotes Dreieck als Ausdruck des Protests. 8 Stunden Arbeit, 8 Stunden Schlaf, 8 Stunden Freizeit. Schnell wurde es durch eine Hagebutte, dann durch ein Maiglöckchen 1907 ersetzt. Diese Blume, die den Frühling einläutet, wird von vielen als Glücksbringer angesehen. Die Tradition ist mit Charles IX aus dem 17. Jahrhundert verbunden, der den Damen an seinem Hof Maiglöckchen zu schenken pflegte. Als die Blume vier Jahrhunderte später wieder ins Rampenlicht rückte, wurde sie nun mit dem Tag der Arbeit in Verbindung gebracht.
Der erste Mai hat eine besondere Bedeutung für alle Franzosen, aber der Tag wird auch in zahlreichen anderen Ländern auf der Welt gefeiert!